A Perfect Day

Bericht zum Belchen-Berevet (300km) am 24.04.2010

Nach der tollen Brevet Premiere in Freiburg war ich schon die ganze Zeit voller Vorfreude auf den 300er. Die sportliche Vorbereitung musste aber wegen einer gereizten Achillessehne stark eingeschränkt werden. Dieses Problem hatte ich die letzten Jahre schon im Frühling, wenn die Trainingsintensität gesteigert wird, und wusste somit, dass dies nichts wirklich schlimmes beim radeln ist und irgendwann auch wieder verschwindet.

Nachdem ich dieses Mal auf den Umfang des Frühstücksbuffets im Augustiner gut vorbereitet war, konnte ich es auch voll ausschöpfen. Um die angekündigten Steigungen im Jura gut zu überstehen konnte es ja nur nützlich sein mit gut gefüllten Energiedepots zu starten.

Der Start erfolgte direkt am Augustiner und führte bis Stauffen auf der gleichen Strecke wie das letzte Stück des 200ers. Der erste Anstieg im Schwarzwald zerstückelte das Feld zwar ziemlich aber auf der langen Abfahrt nach Schopfheim wuchs es wieder auf geschätzte 30 Fahrer an.

P1000180

Nach der ersten freien Kontrolle in Bad Säckingen ging es über ein paar Hügelketten auf direktem Weg in Richtung Jura. Die Temperaturen stiegen sehr schnell an und so wanderten alle nicht benötigen Kleidungsstücke in die Trikottaschen. Bis hinter Sissach war der Autoverkehr recht dicht und mir und meinen Kollegen kam es so vor, als ob die Schweizer Autofahrer noch größere ***** als die Deutschen sind. Sehr dichtes Überholen und wildes Hupen waren leider sehr häufig zu finden.

Da wir plötzlich nur noch zu viert waren, ließen wir es auf dem Anstieg zum Schweizer Belchen sehr gemütlich angehen. Dieses wahrhaft traumhafte Sträßlein ermöglichte so viele schöne Aussichten, dass man vor lauter umherschauen gar nicht bemerkte, dass man sich Kehre um Kehre nach oben arbeitete. So kam die zweite Kontrolle, das „Berghaus Oberbölchen“, schneller als erwartet. Mir war zunächst nicht klar, ob meine Mitfahrer am dort organisierten Spaghetti-Buffet eine Portion Nudeln essen oder gleich weiterfahren wollten. Bei meinen zwei 300ern in Osterdorf herrschte immer eine gewisse Eile an den Kontrollen. Aber das Panorama auf der Terrasse war so umwerfend, dass jeder hier gerne eine Pause machte. Nach und nach kamen weitere Fahrer den Anstieg hochgekeucht und so füllte sich Tisch um Tisch mit hungrigen und durstigen Radlern.

P1000192

Leider ist das Berghaus nicht ganz oben und so musste man nach der Pause mit gefülltem Bauch den sehr giftigen letzten Kilometer hinauf zum Chilchzimmersattel in Angriff nehmen.

Bei der Abfahrt war es überdeutlich zu sehen, dass wir jetzt ganz tief drinnen im zauberhaften Jura waren. In dem langgezogenen und flachen Anstieg hinter Balsthal war dann plötzlich der ganze Himmel gefüllt mit Gleitschirmfliegern die im Aufwind scheinbar mühelos am Himmel schwebten. Durch ihre bunten Schirme hatte man das Gefühl unter einer Wolke von Schmetterlingen durchzuradeln.

Nach der Abfahrt nach Moutier fühlte ich mich auf dem darauf folgenden Anstieg plötzlich so, als ob mir jemand den Stecker rausgezogen hätte. Meine Mitfahrer fuhren davon, ohne dass ich etwas dagegen machen konnte. Als dann fast am Ende des Anstieges noch ein langes nahezu gerades Stück kam, auf dem man sehen konnte wie weit die anderen schon enteilt waren, sackte meine Motivation komplett in den Keller. Aber was ich bei meinen bisherigen Brevets in den letzten Jahren gelernt hatte war, dass solche Tiefs völlig normal sind und man sich davon nicht verrückt machen sollte. Also schaltete ich erstmal drei Gänge runter und holte den Foto raus um diese „Himmelsleiter“ festzuhalten. Mein Glück war, dass am Ende dieser Steigung die Kontrolle in der Scheune/Werkstatt/Tankstelle bei Herrn Klötzli in Souboz war und ich so zu den anderen wieder auffahren konnte. Herr Klötzli war nämlich noch auf der Suche nach einem funktionierenden Kugelschreiber um die Stempelkarten mit der notwendigen Uhrzeit auszufüllen. Ob diese Verzögerung auf einen Bestechungsversuch von Urban zurückzuführen war, wird wohl ein Geheimnis bleiben 😉

Danach waren wir noch sieben Mann die bis ins Ziel zusammen bleiben sollten. Der letzte Anstieg zur Grenze nach Frankreich war nun für (fast) alle sichtbar anstrengend. Mittlerweile war es richtig warm geworden und bei einigen waren die Trinkflaschen nahezu leer. Also hielten wir auf der Abfahrt irgendwo im Sundgau an einem Supermarkt an und kauften kräftig ein.

Das letzte Stück der Strecke führte komplett flach am Rhein entlang nach Fessenheim. Aber nach den bereits bewältigten ca. 3.500 Höhenmetern war das für mich nicht die erhoffte Erholung. Vielmehr war es eine echte Anstrengung die Konzentration und den Druck auf dem Pedal zu halten. Zum Glück waren wir aber noch sieben Fahrer und konnten uns so gut in der Führung abwechseln und das Tempo immer deutlich über 30km/h halten. Besonders unser „prominenter“ Mitfahrer Michael Nehls, der den Brevet als Trainingsrunde für sein RAAM Projekt nutzte, arbeitete sehr viel für die Gruppe vorne im Wind. Vielen Dank dafür! Nach einer gefühlten Ewigkeit überquerten wir endlich den Rhein nach Deutschland und holten uns den vorletzten Stempel an einer Tankstelle.

Stadteinwärts nach Freiburg war es wieder von Vorteil einen ortskundigen Mitfahrer dabei zu haben, der uns über die Radwege lotste. Um 19:46 Uhr erreichten wir nach einer Netto-Fahrzeit von 10,5 Stunden schließlich wieder den Augustiner.

Als Fazit lässt sich sagen dass dies ein absolut perfekter Radtag war. Das optimale Rad-Wetter kombiniert mit der traumhaften Streckenführung durch das Jura werden mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Ich freue mich schon beim 600er wieder ins Jura fahren zu dürfen!

Ein Kommentar zu “A Perfect Day

Hinterlasse einen Kommentar