Frühlingsrausch

Bericht zum Breisgau-Berevet (200km) am 10.04.2010

Als Randonneur gehört man ja zu den schwerstabhängigen Endorphinjunkies die ständig auf der Suche nach neuen Landschaften und Herausforderungen sind. Daher wurde ich ganz hellhörig als mir Urban letztes Jahr in Osterdorf nach dem 400er sagte, dass er mit einem Freund ab 2010 in Freiburg Brevets veranstalten möchte. Freiburg erschien mir mit seiner Lage am Schwarzwaldrand ein optimaler Startort für Brevets zu sein. Auf der gut strukturierten Homepage wurde eine ganz besonderer „Stoff“ in Form von schönsten Landschaften in Kombination mit einem anspruchsvollen Höhenprofil versprochen. Und scheinbar muss sich die Neuigkeit von dem neuen „Brevet-Dealer“ wohl recht schnell in der „Szene“ herumgesprochen haben, denn es fanden sich zur Premiere am 10.04.2010 stattliche 80 Randonneure in Freiburg ein.

Da die Wetterprognosen Sonnenschein vorhersagten war schon beim üppigen Frühstücksbuffet im Augustiner gute Stimmung angesagt. Nach der kurzen neutralisierten Überführung zum Startort am Campingplatz wurde das Feld überpünktlich auf die Strecke geschickt. Direkt nach dem aussichtsreichen ersten Anstieg nach St. Peter / St. Märgen folgte auch schon gleich der erste Rausch: Die achterbahnähnliche Abfahrt durch das enge Wildgutachtal. Durch einen kurzen Verfahrer der Führenden befand ich mich plötzlich an der Spitze der ca. 20 Mann starken ersten Gruppe. Meine Konzentration und mein Adrenalin stiegen rasant an. Hinter jeder der engen Kurve konnte ja eine Kuh im Wege stehen (wir waren ja schließlich im Schwarzwald unterwegs *grins*). Für mich als bekennenden Abfahrtsschisser war dies ein richtiger Kick.

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Danach folgte ein abrupter Übergang von der rasenden Abfahrt in das dörfliche Idyll der Bäckerei Wölfle in Simonswald wo unsere Stempelkarte den ersten Stempel erhielt. Irgendwie musste ich hier an „Feinkost Zipp“ aus dem Radio denken, was aber durchaus an meinen immer noch von der Abfahrt benebelten Sinnen liegen konnte.

Die Abfahrt von Freiamt ins blühende Rheintal lies die von der vorher überwundenen 17% Steigung noch leicht geschwächten Beine schnell wieder kraftvoll werden. Auf dem flachen Weg zur zweiten Kontrolle nach Wyhl rollte es dadurch fast wie von alleine. Danach folgte mit dem Kaiserstuhl auch schon das nächste Highlight. Mit Nordwind und Sonne im Rücken konnte ich die Ausblicke über die stufigen Weinberge auf die Vogesen richtig genießen. Ein schöner Radweg führte uns direkt durch die Weinberge hinab nach Ihringen.

Nun folgte ein längerer flacher Abschnitt durchs Rheintal. Der Temporausch den man erlebt, wenn man mit Rückenwind in einer Gruppe durch die Landschaft fliegt, ist für mich immer wieder ein Vergnügen. Für jemanden der dies noch nicht selbst erlebt hat ist es sicherlich nur schwer vorstellbar, dass man sich selbst bei mehr als 40km/h nicht einmal besonders anstrengen muss wenn man nur wenige Zentimeter hinter dem Hinterrad des Vordermanns im Windschatten fährt.

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Beim langgezogenen Anstieg nach Kandern wird mir klar, dass die bisherigen knapp 150 Kilometer doch schon ein paar Körner gekostet hatten. Trotzdem halte ich – entgegen jeder Vernunft – das Tempo hoch und drücke als erster der Gruppe den Hügel hoch. In Kandern kamen von der anfänglichen Gruppe noch 13 Fahrer gemeinsam an. Ohne an der frei zu wählenden Kontrolle all zu lange zu pausieren ging es auf die letzte Etappe durch die blühenden Hügel des Markgräfler Landes. Die Hügel in Kombination mit dem Wind, der jetzt von vorne blies, reduzierten die Gruppe ziemlich schnell. Ich konnte zwar bei den ersten bleiben, hatte aber leider auch nicht mehr genügend Luft die traumhafte Landschaft angemessen zu genießen.

Als wir Freiburg erreichten beendete der Stadtverkehr den Frühlingsrausch und wir erreichten zu fünft um 15:06 Uhr wieder den Augustiner.

Ein großes Dankeschön möchte ich Urban und Walter für die Organisation der Brevets in Freiburg sagen. Danke dass ihr euere Freizeit dafür opfert, dass andere solch schöne Erlebnisse auf dem Fahrrad haben können. Man spürt an vielen Details mit welcher Leidenschaft/Hingabe/Professionalität ihr die Sache macht. Bitte macht weiter so, denn ich bin jetzt richtig angefixt von euerem „Stoff“!

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